Bist du schön? – Persönliche Auswertung einer spontanen Umfrage – Ergebnis: mehr #bodypositivity needed

oder

Warum es sich nicht lohnt, mit dem eigenen Körper unzufrieden zu sein.

schön ≠ perfekt

(Hinweis: Das Nachfolgende ist keine wissenschaftliche Analyse. In der Folge handelt es sich um eine subjektive Auswertung der gesammelten Daten, also worauf diese meiner persönlichen Ansicht nach hinweisen, und was diese bedeuten könnten. Die Ergebnisse der Umfrage in graphischer Darstellung findest du unter dem Post.)

Umfrage Auswertung 

Bist du schön?

Auf den ersten Blick sieht das Ergebnis der Umfrage ‚Mein Körper – Bist du schön?‘ recht positiv aus. Knapp 60% sehen sich persönlich auf der ‚schönen‘ Seite, und ‚nur‘ 14% bewerten sich selber als nicht attraktiv. 

Was denkst du, wenn du dich selbst im Spiegel anschaust? 

Ein Großteil der Menschen ist ganz zufrieden, und es gibt nur ein paar Sachen, die ihnen nicht gefallen, wenn sie sich selbst im Spiegel sehen. Das überrascht mich nicht, weil ich es persönlich gut nachvollziehen kann, und es auch nach meiner persönlichen Erfahrung den meisten anderen Menschen in meinem Umfeld so geht.

Wie reagierst du, wenn du dich selbst auf Bildern siehst? 

Wir, die wir alle Instagram User sind, wissen ganz genau, dass Bilder vorteilhafter und unvorteilhafter sein können.  Trotzdem sind diese Bilder alle ein nicht inakkurates Bild der Realität. Es stellt sich die Frage: Warum gefällt uns nicht, was wir darauf sehen? 

Wie oft denkst du über deinen Körper nach? 

Ziemlich eindeutig. Niemand denkt nie über seinen Körper nach. Wirklich niemand. Und die allermeisten Menschen denken super regelmäßig über ihren Körper nach. Knapp ein Drittel jeden Tag. Im Grunde genommen ist das vollkommen in Ordnung.  Doch wohin führt es, wenn diese häufigen Gedanken, von etwas negativem bestimmt sind? Wenn ich z.B. jeden Tag denke ‚Uh meine Oberschenkel…‘ …  

Wie sehr, nach deinem Gefühl, entspricht dein Körper dem aktuellen Schönheitsideal? 

Ich denke, dass 55 eine realistische Einschätzung ist und eine Wert, der die Wirklichkeit sehr gut wiederspiegelt. Denn so ist es. Wir sind keine wandelnden Schönheitsideale.  Aber: Das bedeutet nicht, dass wir nichts schön sind. Ich glaube, dass es elementar ist, dass wir ‚Ich bin schön‘ von der Idee trennen, dass wir diesem bestimmten Schönheitsideal entsprechen, an das wir und gewöhnt haben. 

Wie mein Körper aussieht, spielt in meinem Alltag eine große Rolle.

Es spielt auf jeden Fall keine geringe Rolle (Erreichter Wert: 55). Noch ein Hinweis darauf, welche Bedeutung es hat, dass wir ein positives Verhältnis zu unserem Körper haben. 

In welchem Umfang/Umkreis wird mein Körper thematisiert?

Persönliche Körperbilder werden in absteigender Häufigkeit im direkten, im weiteren Sozialen Umfeld, und im Internet thematisiert. Von knapp einem Viertel wird der eigene Körper überhaupt nicht thematisiert. Da niemand nie über seinen Körper nachdenkt, bedeutet das wohl, dass sich diese Personen mit sich selber darüber auseinandersetzten. 

Welche Rolle spielt Social Media darin wie du dich selbst und deinen Körper wahrnimmst?

Der erreichte Wert 33 zeigt, dass Social Media in dieser Hinsicht relevant ist. Social Media scheint allerdings aber eine geringere Bedeutung als ich vermutet hätte. Relevant ist jedoch auch der geschlechtsspezifische Unterschied (siehe weiter unten). Es stellt sich im weiteren Verlauf die Frage, woher die Körperbilder kommen, an denen wir uns orientieren. Meine Vermutung ist, dass sie vor allem von Film und Fernsehen beeinflusst werden. Mehr dazu weiter unten.

Welche Auswirkungen hatte Social Media in letzter Zeit auf deinen Körper? (Positiv/ Negativ/ Neutral)

Für einen Großteil (49%) der Befragten hatte Social Media in letzter Zeit positive Auswirkungen auf das Verhältnis zu ihrem Körper. Dem schließe ich mich an. Natürlich ist dieses Ergebnis sehr variabel, je nachdem in welchem Umfeld diese Frage gestellt wird, können beispielsweise Instagram Feeds super unterschiedlich aussehen, und ganz unterschiedliche Effekte auf den jeweiligen User haben.

Geschlechtsspezifische Auffälligkeiten

Nur 19% der männlichen Teilnehmer empfinden sich selber als schön. Das deutet darauf hin, dass Schönheit in sich ein Konzept ist, das insbesondere für Frauen ‚gilt‘.

42% der befragten Frauen denken jeden Tag über ihren Körper, bei den männlichen Teilnehmern sind es nur 12%. 

Die Rolle, die der eigene Körper im Alltag spielt, klafft zwischen männlich und weiblich nicht weit auseinander. 54,6 (weiblich) zu 51,28 (männlich).

Der eigene Körper, sowie der von anderen Menschen wird nach Aussage der männlichen Befragten so gut wie nie im Internet thematisiert, dafür umso häufiger im direkten Sozialen Umfeld.

Der Wert ‚Welche Rolle spielt Social Media darin, wie du dich selbst und deinen Körper wahrnimmst?‘ liegt bei Frauen bei 40,2 Männer hingegen lediglich 22,2. 

Was bedeutet das? 

Ich finde, dieses Ergebnis ist eines, das uns zeigt, dass kollektiv ein anderes Verhältnis zu unseren Körpern notwendig ist, wenn wir unser allgemeines Wohlbefinden verbessern möchten. Diese Selbstliebe und diese Wohlbefinden wiederum sind die Grundlagen dafür, dass wir mit uns sowie mit anderen Menschen (und mit unserer Umwelt) respektvoll, ehrfürchtig und affirmativ umgehen.  Und die tatsächliche Zufriedenheit mit uns selber ist nicht besonders ausgeprägt, auf jeden Fall nicht, wenn sie ‚auf die Probe gestellt wird‘, was beispielsweise dann passiert, wenn wir uns selbst im Spiegel, und in noch ‚härteren‘ Fällen auf Bildern, die von anderen Menschen gemacht wurden, sehen.  Auch wenn ein Großteil der Menschen im Großen und Ganzen mit ihrem Körper zufrieden sind, so fokussieren wir und doch im Alltag, wenn wir in den Spiegel schauen, oder uns auf Bildern sehen, auf die Dinge die uns nicht gefallen.  Wenn ich z.B. jeden Tag denke ‚Uh meine Oberschenkel sind einfach zu breit und zu wabbelig…‘, oder ‚…meine Nase ist einfach zu groß…‘ und ‚wie zur Hölle sehen eigentlich meine Haare aus…?‘, und sich das so immer und immer wiederholt, dann ist unser eigener Körper primär der Ausgangspunkt für negative Gedanken über uns selbst.  Und was bedeutet das im Alltag: Ganz einfach, wir sind unzufrieden. Unwohlbefinden. Ganz abgesehen, von den 14% zu viel, die sich ansehen, und sich selber sagen ‚Ich bin nicht schön‘.

Ein Gedankenexperiment oder die Spirale der Unzufriedenheit

Denn, geh Kopf noch einmal durch, was passiert, wenn du unzufrieden mit deinem Körper bist. Angenommen, du siehst dich selbst auf einem Bild, von der Seite. Du findest, dass dein Po viel zu flach aussieht. Die allerwahrscheinlichste Folge davon, dass du dich selbst auf einem Foto siehst, und das Gesicht verziehst (wenn auch nur innerlich) ist, dass du dich schlecht fühlst. Dass du unzufrieden bist, mit dem was du bist.

Dann gibt es noch einen geringen Prozentsatz von Menschen (gefühlter Wert abgeleitet von Erfahrungen aus meinem eigenen Umfeld), die als Reaktion darauf dass sie unzufrieden mit ihrem eigenen Körper sind, anfangen werden super regelmäßig ins Fitnessstudio zu gehen, oder gezielte Homeworkouts zu machen, in der Hoffnung, dass der Po dadurch nach einer Weile kräftiger aussieht. 

Diejenigen wiederum, die dann noch nachhaltig und gezielt Übungen machen, um die Form ihres Pos auf Dauer zu verändern zu verändern, sind auf jeden Fall noch weniger. Und im Falle der geringen Wahrscheinlichkeit, dass du zu diesem Anteil gehörst, dann ist die Wahrscheinlichkeit wiederum ziemlich hoch, dass du nach einigen Jahren oder Monaten im Fitnessstudio ernüchtert diese andere Person ansiehst, die eine viel rundere Poform hat als du, eine die du aus genetischen Gründen niemals erreichen wirst. Die Folge? Unzufriedenheit. 

(Wenn du eine andere Erfahrung gemacht hast, dann freue ich mich sehr, wenn du dich meldest.)

Was ist, womöglich, der Hintergrund?

Genauso, wie sich Schönheitsideale mit der Zeit ändern, bin ich mir sicher, dass sich auch unsere Einstellung im Bezug darauf, was Schönheit bedeutet, ändern kann. 

Ich vermute, dass unser eigenes Empfinden davon was wir selber als schön empfinden, von Jahrzehnten Fernsehsendungen, Filmen und Werbebildern geprägt ist. Zumindest, seit wir uns zurückerinnern können, sehen wir die gleichen Körpertypen- und -figuren in Film und Fernsehen.

Dazu kommt, dass gesellschaftlich Schönsein bei Frauen eine enorme Bedeutung im Bezug auf ihren Wert als Person beigemessen wird. Eine (nach dem Idealbild) schöne Frau ist erfolgreich, leistungsstark.

Das paradoxe daran ist, dass unsere Welt patriarchalisch strukturiert ist, und dass das für Frauen geltende Schönheitsideal im Grunde vom männlichen Idealbild einer Frau abgeleitet und wiederum auf uns zurückprojiziert wird. Und im Endeffekt kommt es uns so vor, als wäre das unser eigenes Schönheitsideal.

Body Positivity & Body Neutrality

Für mich hat sich eine positive Haltung gegenüber meinem Körper in letzter Zeit bewährt. Ich habe erfahren, dass Selbstliebe, wovon die Akzeptanz & Liebe zu unserem eigenen Körper ein essentieller Bestandteil ist, der Ausgangspunkt für Allgemeines Wohlbefinden ist, und darüber hinaus der nachhaltigste Weg um intuitiv die Entscheidungen zu treffen, die für unseren Körper am Besten sind.

Ich habe aber auch Meinungen von Menschen entgegengenommen, die sich gegen diese Idee schön sein zu müssen aussprechen, und sich überhaupt so viel damit auseinanderzusetzen, anstatt diese Energie für andere, wichtigere Dinge zu investieren.

Auf Instagram bin ich auf die Idee #bodyneutrality gestoßen, ein Konzept dass von Selbsthass und Negativen Gedanken über den eigenen Körper wegführen soll, ohne den ‚Druck‘ aufzubauen, sich selber schön zu finden, und vor allem ohne den Druck, nach außen hin immer zu repräsentieren, dass man sich selber total schön findet, auch wenn das, vor allem in bestimmten Momenten, vielleicht gar nicht so ist. Man respektiert seinen Körper so wie er ist, aber bemüht sich weder ihn super schön zu finden, noch investiert man Energie in negative Gedanken Auf der Grundlage der Idee was ein Körper ist, und wofür er da ist, anstatt wie er aussieht, versucht man den Körper zu respektieren und vor allem dankbar zu sein. (Quelle instagram: @bebadass.in). Jeder kann und muss selbst entscheiden, ob er sich schön finden will, oder ob er ein neutrales Verhältnis zu seinem Körper eingehen möchte.

Aber einst ist sicher: Bodyshaming und negative Gedanken, die jeden Tag, oder alle paar Tage aufs Neue wiederbelebt werden, sind einfach nur schädlich für das allgemeine Wohlbefinden. Das braucht wirklich niemand.

Die Rolle von Social Media

Die in Film&Fernsehen gezeigten Figuren haben in sich ein enormes ‚Vorbildpotential‘. Und wenn wir überlegen, dann wird uns bewusst, dass wir, seit wir denken können, diesen ‚Vorbildern‘ ein bestimmtes Körperbild zuordnen. Dass die Realität vollkommen anders aussieht, ist dabei ziemlich egal. Die Körper von Mama, Papa, Onkel, Tanten, Freunden, Menschen auf der Straße haben, obwohl sie viel näher an der Realität sind, eine viel geringere Relevanz für unser, scheinbar eigenes, Körperidealbild. 

Weil Instagram und andere Social Media Seiten auf ‚Inspiration‘ ausgelegt sind, und diese ‚glorifiezierenden‘ Charachter, und aussserdem eine extrem schnelle Rückmeldung darüber was gewünscht, und akzeptirt ist, haben diese Seiten, meiner Meinung nach, ein extremes Potetial für ‚Rückgewöhnung‘. Ich denke, genau wie unsere Gewöhnung an eine bestimmten Körpertyp, und ein bestimmtes Aussehen, ist das ein enormer Schritt in eine ‚Entwöhnung‘ von diesem Idealbild.

Diese Gewöhnung ist essentiell für Akzeptanz, und das Verständnis, dass das wirklich auch anderen, insbesondere der eigenen Referenzgruppe so gesehen wird, man ist nicht alleine die- oder derjenige, die/der diesen bestimmten Schönheitsidealen entgegensteht. Darin sehe ich das Potential von Social Media im Bezug darauf, wie wir uns selber, und unseren Körper wahrnehmen.  

Was mir geholfen hat.

Auf Instagram Seiten abonieren, die #bodypositivity und sich so wie sie sind zelebrieren, und echte Bilder von sich online stellen und feiern. 

Vor ein paar Tagen habe ich den Brief an mich selber geschrieben. Das hat sich sehr gut, und befreiend angefühlt. 

Was ich manchmal zwischendurch mache.

In random Momenten am Tag, schaut an dir herunter (jetzt mal in einem positiven Sinn), fass dich an (ja, genau), atme, und bedanke dich bei deinem Körper für das was er ist. Schenk ihm und dir selbst ein lächeln. 

Was ich noch machen möchte.

Die Gespräche, die ich mit meinen Mitmenschen führe, in diese Richtung erweitern.

Noch etwas

Das Verhältnis zu seinem eigenen Körper zu ändern ist in keinem Fall eine Gerade mit positiver Steigung, sondern vielmehr ein Prozess bestehend aus unterschiedlich ausgeprägten Einheiten.

Wenn du es schafft, einen Punkt zu erreichen, an dem du an dir herunterschaust, und dich freust, und zufrieden bist, bist du natürlich nicht davor gefeit, am nächsten Tag in negativen Gedanken zu versinken. Das ist aber überhaupt nicht schlimm.

Ich bin überzeugt, dass es essentiell ist, deswegen nicht wieder komplett in die andere Richtung zu rudern, sondern Affirmationen gegenüber sich selber wiederholen zu praktizieren, um nachhaltig ein positives Verhältnis zu seinem Körper aufzubauen.  

 

 

Die Ergebnisse der Umfrage in graphischer Darstellung.

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